Holz erlebt seit einigen Jahren eine Renaissance im Bauwesen. Bauherren und Architekturbüros setzen auf den Holz- und Holzhybridbau in allen Maßstäben. Neben seiner Flexibilität, Tragfähigkeit und Möglichkeit der Vorfertigung bietet Holz auch Vorteile in Bezug auf Wärmedämmung, Gesundheit und Ästhetik. Die Frühjahrs-Ausstellung Wood’s Up! bei Aedes zeigte 16 realisierte und geplante Holzbauten unterschiedlicher Typologien. Das Augenmerk auf nachhaltige Holzhybridbauweisen eröffnet Perspektiven auf neue Konzepte für die Zukunft dieses Baustoffes
Jahrtausende lang baute der Mensch seine Städte aus Holz. Erst in den vergangenen rund einhundertfünfzig Jahren ist diese Tradition abgerissen, hat Stahlbeton den uralten Baustoff Holz als Konstruktionsmaterial weitgehend verdrängt. Der enorm wandelbare und als unverwüstlich geltende Beton avancierte zu dem Material der architektonischen Moderne, Holz hingegen geriet als vergleichsweise wenig dauerhafter und vor allem leicht brennbarer Stoff in Verruf.
Doch erneut haben sich die Vorzeichen geändert: Dringend müssen wir, um unsere Lebensgrundlagen zu schützen, den ausufernden Verbrauch von Ressourcen beim Bauen eindämmen und den Einsatz klimaschädlicher Materialien reduzieren. Holz als nachwachsender Rohstoff und natürlicher CO2-Speicher ist so wieder ins Spiel gekommen.
Holz ist zurück in der Stadt! In der Ausstellung Wood’s Up! – Holzbau im Aufwind präsentierte das Aedes Architekturforum anhand von 16 aktuellen Bauten und Projekten kürzlich den Stand der Dinge.
Anders als in den Städten war auf dem Land der konstruktive Holzbau nie völlig verschwunden. In einigen Regionen Süddeutschlands, vor allem aber im österreichischen Vorarlberg, blieb die Holzbautradition auch über das 20. Jahrhundert hinweg lebendig und konnte sich weiterentwickeln. So ist es kein Zufall, dass eine Reihe aktueller Holzbautechniken von dortigen Handwerksbetrieben erdacht und auf den Markt gebracht wurde. Raummodule aus Holz aus der Vorarlberger Zimmerei Kaufmann Bausysteme etwa finden sich heute in Schulen in Frankfurt am Main, Hotels in Hamburg und einem Kindergarten in Saarbrücken ebenso wie in Berliner Parlamentsbauten. Der Startschuss für den Wettbewerb um immer höhere Holzhäuser, der in den vergangenen Jahren zu verfolgen war, fiel bemerkenswerter Weise aber nicht in Österreich oder in Süddeutschland, sondern in Berlin-Prenzlauer Berg mit dem Bau des 2008 fertiggestellten Wohnhauses für eine Baugruppe der Architekten Kaden + Klingbeil.
Holzbau bedeutet in den seltensten Fällen, dass ein Haus vollständig aus Holz besteht. Nicht überall ist sein Einsatz sinnvoll, nicht zuletzt aus wirtschaftlichen Gesichtspunkten, denn Holzbau ist nach wie vor teurer als rein konventionelle Bauweisen. So wird man in Holzbauten meist Mischkonstruktionen finden.
Konstruktiver Holzbau ist heute kein architektonischer Exot mehr, keine Domäne einiger weniger Spezialisten. Immer größer wird die Anzahl von Architekturbüros, die an Holzbauprojekten arbeiten. Die Zeit, in der es vor allem darum ging, technische Herausforderungen des Holzbaus zu meistern (allem voran den Brandschutz), ist vorbei. Die gängigen Lösungen sind bekannt. Und so stellt Holzbau inzwischen keine Qualität an sich mehr dar. Aktuelle Holzbauten müssen sich vielmehr, wie konventionelle Bauten auch, an ihrer räumlich-konzeptionellen, ihrer architektonischen Qualität messen lassen.