Summation

Ragnar Kjartansson, »Hvad har vi dog gjort for at ha det så godt«
Eine nordische Jubiläumsausstellung

Die Ausstellung, kuratiert anlässlich des 25-jährigen Bestehens der Nordischen Botschaften in Berlin, ist inspiriert von einem Satz von I. M. Königin Margrethe II. von Dänemark, die 1999 bei der Einweihung des einzigartigen Gebäudekomplexes das Motto für die künftige Zusammenarbeit der fünf nordischen Länder vorgab: »Jeder für sich und doch gemeinsam«. Die Ausstellung »Summation« stellt zehn führende zeitgenössische Künstlerinnen und Künstler aus den nordischen Ländern vor, verknüpft unser Verständnis der Gegenwart mit dem der Vergangenheit und stellt Überlegungen an, was die Zukunft bringen könnte. Sie wirft ein sanftes Licht auf die Natur der menschlichen Existenz, aber auch auf unsere Wahrnehmung von Zeitlichkeit, Erinnerung und Gefühlen.

Die komplexe Beziehung zwischen uns als Individuen und der uns umgebenden Welt gehört zu den tiefgreifendsten Aspekten der menschlichen Existenz. Wir sind sterblich und ganz allein bei der Erfahrung unserer inneren Prozesse. Wenn wir unsere inneren Erlebnisse nach außen hin hörbar machen, werden sie dann auch so verstanden, wie wir sie gemeint haben? Und sind wir selbst wirklich offen für andere subjektive Realitäten? Wie finden wir einen Mittelweg zwischen dem Hören auf uns selbst – unseren Bedürfnissen und Wünschen – und dem offenen Ohr für andere? Als Wesen mit zwei Ohren sind wir in der Lage, von beiden Ohren aufgenommene auditive Reize gleichzeitig zu verarbeiten. Da sich unsere Ohren auf den gegenüberliegenden Seiten des Kopfes befinden, nehmen wir jedes Geräusch aus zwei leicht unterschiedlichen Winkeln und auch in leicht unterschiedlicher Weise wahr. Sobald wir diese getrennten Sinneswahrnehmungen registrieren, kommt es zur sogenannten binauralen Summation: Wir nehmen ein Geräusch lauter wahr, als hätten wir es nur mit einem Ohr gehört. Könnten wir uns, bildlich gesprochen, uns selbst vorstellen, mit einem Ohr nach innen gerichtet und dem anderen nach außen? Wären wir dann in der Lage, den Lobgesang unserer inneren Stimme an den Refrain der anderen Stimmen um uns herum anzupassen und zu einem einzigen, die Richtung vorgebenden Lied werden zu lassen, zu einer Melodie, die allein schon durch ihre vielfältigen Quellen umso berauschender ist? Es ist die lebenslange Pflicht jedes Menschen und jeder Gesellschaft, nach einer solchen Summation des Inneren und des Äußeren zu streben.
Die individuelle Freiheit muss mit der gesellschaftlichen Verantwortung harmonieren; private Interessen müssen auf einer Stufe mit dem Gemeinwohl stehen. Obgleich diese Balance die erworbene Fähigkeit eines mündigen und gewissenhaften Erwachsenen ist, können wir in mancherlei Hinsicht Kinder als unsere Vorbilder dafür heranziehen. Frei von Vorurteilen und begrenzenden Überzeugungen begegnen sie der Welt mit Offenheit, Eifer und Vertrauen. Und mag ihr Verständnis von Gerechtigkeit und Gleichheit vielleicht auch von einer gewissen Unschuld herrühren, so lohnt es sich doch, ihm nachzustreben. Unsere Beziehung zur Welt jenseits des Selbst ist nicht nur dadurch charakterisiert, wie wir uns verhalten und mit anderen interagieren, sondern auch dadurch, wie wir die Gesellschaft formen. Aus diesem Grund ist uneingeschränkte Kreativität – neben großem sozialen Prestige für Kunst, Kultur und Innovation – überaus wichtig. Immer wieder sind es kreative Individuen, die neue Ideen entwickeln: Diejenigen, die nach innen schauen, führen unterschiedliche Elemente auf unerwartete Weise zusammen und verfolgen diese so lange weiter, bis sie bereit sind, ihre Errungenschaft mit der Welt zu teilen. Die Begegnung mit solchen Innovationen und das Erleben von Kunstwerken verbessern unsere Wahrnehmung von Realität und erlauben es uns, neue Perspektiven einzunehmen.

Felleshus - Nordische Botschaften

Rauchstraße 1, 10787 Berlin

Eröffnung : 24. Oktober 2024, 18:00 Uhr, Programm und Anmeldung hier

Ausstellung: 25. Oktober 2024 bis 19. Januar 2025

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