Ein besonderer Ort

Hof 1 der Hackeschen Höfe an der Rosenthaler Straße
Berlins berühmteste Hinterhöfe

Eine Open Air-Ausstellung mit Fotografien von Klaus Bädicker und Sammler Stefan Wolski zeigt die Geschichte der Hackeschen Höfe und der Gegend rund um den Hackeschen Markt.

Sie stehen für die Aufbruchstimmung der Nachwendezeit, für jüdisches Leben in der Spandauer Vorstadt, Architekturgeschichte einer werdenden Metropole, sind Anziehungsort für Berlin-Reisende und Einheimische, außerdem eine der schönsten Wohnadressen in der Stadt. Filmfans schätzen das stilvolle Kino. In fünf unterschiedlichen Sälen (der kleinste Saal hat nur 31 Sitze) werden neben großem Weltkino Autorenfilme und europäische Produktionen gezeigt. Im Chamäleon-Theater im historischen Ballsaal wird fast täglich hochkarätiger zeitgenössischer Zirkus aufgeführt. Geschützt vor dem Straßenlärm, gibt es im Höfegeflecht vieles zu entdecken: inhabergeführte Läden, Manufakturen, stilvolle Restaurants und gemütliche Cafés. Das macht die Höfe zu einer urbanen Idylle. Zurzeit können Besucher und Einheimische Interessantes und Wissenswertes über die Geschichte der berühmtsten Hinterhöfe Berlins erfahren. Zu sehen und nachzulesen auf Schautafeln in den Durchgängen. Sehr anschaulich wird die Entwicklung des Ortes und der umliegenden Straßen erzählt. 
Berühmtheit erlangten die Hackeschen Höfe bereits mit ihrer Entstehung als größte Wohn- und Gewerbehofanlage Deutschlands. Anfang des vorigen Jahrhunderts hat Kurt Berndt sie im Sinne der Lebensreformbewegung als zusammenhängende Wohn- und Gewerbeanlage errichten lassen. Der Architekt und Unternehmer baute in dieser Zeit in Berlin zahlreiche Fabrik-, Geschäfts- und Mietwohnhäuser. Bei seinen Projekten legte er Wert auf Details und schöne Fassaden, für die er Künstler und ambitionierte Architekten beauftragte. Schließlich konnte er August Endell für die Gestaltung des ersten Hofes gewinnen. Dem begnadeten Jugendstil-Architekten sind die bunt glasierten Fliesen sowie die der Ausbau der Neumannschen Festsäle, in denen heute Kino und Theater untergebracht sind, zu verdanken. Bemerkenswert im Endellschen Hof sind auch die vielen verschiedenen Fensterformen. Glücklicherweise konnte die Jugendstilfassade die DDR-Zeiten überstehen. Mieter hatten gerade noch verhindert, dass die Fliesen einfach abgeschlagen werden. Bei der späteren Fassadensanierung wurden allerdings Stuck und Giebel entfernt. Erst 1977 wurde das gesamte Hofensemble unter Denkmalschutz gestellt. Die heutige Platzfassade zum Hackeschen Markt ist das Ergebnis der Renovierung von 1997 und orientiert sich an dem durch Kriegsschäden zerstörten Vorgänger.

Der Hof 1 der Hackeschen Höfe am Eingang Rosenthaler Straße beieindruckt die Besucher mit seiner markanten Fassadengestaltung
In Hof 4 befindet sich ein kleiner Brunnen mit Bänken drumherum

Zur Geschichte der Höfe und ihrer Architektur gibt die Schau Einblick in das Leben der Menschen, die in der Gegend gewohnt und gewirkt haben, darunter die Berlinerin Minna Schulz, genannt „Wasserminna“, die als Artistin und Vorschwimmerin beim Wasserballett im Zirkus Busch Berühmtheit erlangte. Auch dem jüdischen Leben in der Gegend rund um den Hackeschen Markt sind Fotografien und Texte gewidmet. Gezeigt und beschrieben wird ebenfalls die Geschichte des Tacheles, der Sophienkirche und die von Clärchens Ballhaus.
„Weil wir die Höfe lieben, tragen wir auch Verantwortung, diesen historisch äußerst bedeutenden und wertvollen Ort in seiner Qualität zu erhalten. Dazu trägt diese Ausstellung bei“, sagt Höfe-Manager David Kastner.Heute sind die Hackeschen Höfe Europas größtes zusammenhängendes Hofareal in dieser Art. Es gibt über 30 Läden, Kultur und Gastronomie, rund 100 Wohnungen sowie mehrere Büros. Geöffnet sind die Höfe von 6 bis 22 Uhr, sodass für die glücklichen Bewohner nach einem Tag voller Besucherströme auch wieder Ruhe einkehren kann.

Fotograf Klaus Bädicker

Klaus Bädicker wurde 1945 in Berlin Prenzlauer Berg geboren. Nach dem Abitur mache er eine Lehre als Betonfacharbeiter und studierte Baustoffkunde an der HAB Weimar. In den Jahren nach dem Studium war er von 1971 bis 1982 wissenschaftlicher Mitarbeiter der Bauakademie der DDR.
Ab 1984 war Bädicker Mitarbeiter und Fotograf beim VEB Kommunale Wohnungsverwaltung Berlin-Mitte und ab 1990 bis zu seiner Rente 2005 bei deren Nachfolgeorganisation, der WMB Wohnungsbaugesellschaft Berlin-Mitte. Seine Fotografien wurden im Rahmen von Ausstellungen u.a. gezeigt im Tacheles, im Postfuhramt (CO Berlin) sowie im Roten Rathaus. Zudem sind Bücher mit seinen Fotografien erschienen. 1989 war Bädicker Mitglied der „Bürgerinitiative Spandauer Vorstadt“, und er ist anerkannter Stifter für das Jüdische Museum Berlin sowie Mitglied im Förderverein „Jüdischer Friedhof Weißensee“.

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