Andere Großflughäfen haben sie schon, der Hauptstadtflughafen soll sie nun auch bekommen: eine Airport-City. Denn Flughäfen und ihr Umland gehören zusammen, tragen als Wachstumsmotoren zur Wertschöpfung bei. Doch im Unterschied zu den bekannten Immobilienentwicklungen mit einer Art Monokultur weltweit soll sich am Flughafen Berlin-Brandenburg eine selbständige, in sich allein lebensfähige kleine Stadt entwickeln.
Zweifellos ein mehr als ambitioniertes Vorhaben, müssen doch Investoren gefunden werden, die ein solches Zukunftsprojekt mittragen wollen. „Wir laden Immobilien-, Investment- und Projektentwicklungsunternehmen und deren Partner ein, uns in diesem Prozess zu begleiten und dieses einmalige Projekt maßgeblich mitzugestalten“, so Aletta von Massenbach, Vorsitzende der Geschäftsführung, Flughafen Berlin Brandenburg GmbH, bei der Vorstellung des Projekts im September.
Die neue Airport-City wird auf einer Grundstücksfläche von 24 Hektar direkt am Flughafen BER, zwischen den beiden Landebahnen, fußläufig zu Terminal 1 und 2, nördlich und südlich der Schönefelder Allee entstehen. Begonnen wird mit dem Teilquartier Part 1, dem ersten Entwicklungsbaustein. Insgesamt sind sechs Entwicklungsbausteine über einen Zeitraum von zwei Jahrzehnten geplant. Das Besondere dabei ist zweifellos die sehr ambitionierte Zielvorstellung der Flughafen Berlin Brandenburg GmbH, „ein städtebaulich hochwertiges Zukunftsquartier zu entwickeln, das durch nachhaltige Gestaltungs-, Mobilitäts- und Nutzungskonzepte die Bedürfnisse der Menschen in den Fokus rückt“, wie es heißt. Dass dabei Nutzungsvielfalt und Aufenthaltsqualität im Vordergrund stehen müssen, versteht sich von selbst, ist aber auch eine große Herausforderung für alle Beteiligten.
So versteht sich die Horizn BER City als eine Mischung aus Büro, Gewerbe, Startups, Werkstätten, Edutainment, Gastronomie, gewerblichem Wohnen, Longstay-Hotels- und Appartements, Kunstateliers, Cafés, Kitas und Parkanlagen in abwechslungsreicher Architektur. Ausgeschlossen sind Shoppingcenter, dauerhaftes Wohnen, Multiplex-Kinos, große Supermärkte und großflächige Einzelhandelberiebe, Monokultur schlechthin, ebenso motorisierter Individualverkehr. Innerhalb der Airport-City sollen stattdessen vorwiegend Fahrräder und E-Scooter zur Verfügung stehen. Ein weitgehend autofreies Quartier mit vielfältigen Erholungsflächen, Fuß- und Radwegen dient auch dem Nachhaltigkeitsanspruch der Airport-City, beispielsweise durch klimafreundliche Energiegewinnung, Regenwassermanagement nach dem Prinzip einer „Schwammstadt“ oder der Verwendung nachhaltiger Baumaterialien. Diesen Weg konsequent mitzugehen, erfordert freilich von den potenziellen Investoren ein hohes Maß an Resilienz, zumal die Flughafengesellschaft unliebsame Ansiedlungen vermeiden will. Daher soll ein so genanntes zweistufiges Konzeptverfahren verhindern, dass der Markt die Oberhand gewinnt. Dazu wurden bereits europaweit potenzielle Investment- und Projektentwicklungsgesellschaften und ihre Partnerunternehmen eingeladen, sich mit Konzepten und Vorschlägen am Vergabeverfahren zu beteiligen. Zu hoffen ist, dass es gelingt, nicht nur einen neuen zentralen Innovationsstandort zu verwirklichen, sondern ebenso einen attraktiven und publikumsfreundlichen Lebensraum.