„Wir haben das große Glück, den Sandkasten bis ins hohe Alter mitzunehmen“

Schauspieler Stephan Szász
Interview mit Stephan Szász

Er ist bekannt aus unzähligen deutschen und internationalen Filmen.  Stephan Szász gehört zu den vielbeschäftigen Schauspielern. Der sympathische gebürtige Hesse kann auch auf große Bühnenrollen zurückblicken, arbeitet als Dozent und ist Künstlerischer Leiter eines großen Literatur- und Musikfestivals. Aktuell ist er in einer neuen Episode der Krimireihe „Katharina Tempel“ im ZDF an der Seite von Franziska Hartmann als Kommissar Georg König zu sehen

Herr Herr Szász, was für ein Typ ist dieser Georg König? 

Georg König ist so etwas wie der Fels in der Brandung, hat eine sehr ruhige Art und ein tiefes Verständnis um Katharinas Seelenleben. Aber auch er hat dunkle Seiten, die er nur langsam entblättert. Zusammen ergänzen sich Georg und Katharina perfekt

Wieviel von der Figur des besonnenen, etwas zurückhaltenden undlebensklug wirkenden Kommissars steckt in Ihnen selbst?

Schwer zu sagen, aber es dauert wirklich lange, bis mich etwas aus der Ruhe bringt bzw. ich wütend werde. Und ich teile meine Probleme/ Gedanken nicht immer mit meinem direkten Umfeld.

Was schätze Sie an Ihrer Team-Kollegin Tempel, gespielt von Franziska Hartmann, besonders?

Sie geht oft mit dem Kopf durch die Wand, ist sehr emotional und dabei trotzdem analytisch denkend. Und sie gibt sich nicht sofort zufrieden,  wenn sie merkt ,dass etwas nicht stimmt. Gleichzeitig hat sie auch ein großes Herz, ist sensibel und kann zuhören.

Auch das Thema Gewalt in der Beziehung zieht sich durch die Handlung. Können sich Menschen ändern?

Zum Glück ist in meiner Erziehung Gewalt nie ein Thema gewesen und auch keine mögliche Lösung von Konflikten. Dafür bin ich meinen Eltern und meinem Umfeld sehr dankbar. Ob sich gewalttätige Menschen ändern können? Das kann ich nur hoffen.

Auffällig in der Hamburger Krimireihe sind die tollen Locations wie beispielsweise die Elbwohnung Ihrer Team-Kollegin mit eigenem Badesteg und kleinem Hafen. Ist das bewusstes Stil-Mittel der Macher? 

Ja, absolut, Hamburg ist voll von herausragenden filmischen Orten und durch die Kamera von Morten Søborg (dänischer Kameramann, der zwei Oscar gekrönte Filme mit Susanne Bier gedreht hatte) werden diese Orte mit einem sehr besonderen Blick abgefilmt. Er arbeitet fast komplett mit Handkamera und wir können uns an diesen Orten sehr frei bewegen.

 

Zweiter Einsatz für Kriminalkommissarin Katharina Tempel (Franziska Hartmann) und ihren Chef, Hauptkommissar Georg König (Georg Szasz).
JVA Beamtin (Anika Lamade, l.), Polizeibeamter (Komparse, M.), Golda Hopkins (Davina Donaldson, r.)

Sie gehören zu den vielbeschäftigten Fernsehschauspielern, arbeiten als Dozent und spielen auf vielen großen und kleinen Theaterbühnen. Was fordert sie am meisten heraus? 

Ich liebe die vielfältigen Möglichkeiten, die dieser Beruf bietet. Der Ursprung ist dabei immer derselbe. Aber der direkte Kontakt mit dem Publikum und die intensive Probenarbeit vorher; das ist schon was sehr Einzigartiges beim Theaterspielen. Beim Arbeiten vor der Kamera ist oft der Moment so wichtig, die Szene aber weg, sobald sie abgedreht ist. Und du hast keinen Einfluss, was draus gemacht wird, wie das dann geschnitten wird. Beim Theater kannst du deine Rolle manchmal über Jahre immer wieder erleben beim Spielen. Wir haben das große Glück, den Sandkasten bis ins hohe Alter mitzunehmen und das ist so wunderbar.

Sie waren dieses Jahr als künstlerischer Leiter verantwortlich beim Musik- und Literaturfestival „Wege durch das Land“ in Ostwestfalen-Lippe. Das charakteristische des Festivals ist sein breites kulturelles Spektrum in der Verbindung von Literatur, Musik und Ort. Wie hat Ihnen die Arbeit gefallen? 

Das war und ist eine ganz neue Erfahrung für mich. Ich erlebe auch meine Branche von der anderen Seite. Extrem spannend und ich merke, dass alle meine Interessen sei es für Musik, Literatur, Inszenieren, mit Menschen intensiv in Kontakt treten, neugierig auf Unbekanntes sein, hier in einer Tätigkeit zusammenfließen. Ich lerne eine mir weitgehend unbekannte und doch so wunderschöne Region Ostwestfalen-Lippe Stück für Stück kennen. Historisch fantastisch! Überall findet man Gutshäuser, Burgen, Schlösser und Klöster. Eine gigantische Ansammlung. Und dort machen wir dann Veranstaltungen des Festivals „Wege durch das Land“.

Steht schon das Motto für das Festival 2025?

In der kommenden Spielzeit werden wir uns literarisch und musikalisch mit dem Thema „Familie/Familienkonstellationen“ beschäftigen 

Welches Buch haben Sie zuletzt gelesen? 

Ich lese generell viel, aber für die künstlerische Leitung darf/muss ich sehr viel mehr lesen. Gerade hatte ich „Ein Kind“ von Thomas Bernhard wiederentdeckt. Und derzeit lese ich Maren Kames "Hasenprosa".

Haben Sie Lieblingsautoren? Wer steht an vorderster Stelle?

Michail Bulgakow, Emmanuel Bove und Benedict Wells.

Sie sind gebürtiger Hesse und leben mit Ihrer Familie in Berlin. Was gefällt Ihnen an der Stadt besonders gut?

Die kulturelle Vielfalt dieser pulsierenden Stadt, auch wenn mich das Angebot doch so manchmal fast lähmt

Haben Sie einen Lieblingsort in der Stadt?

Ja, das Café K mit dem Kolbemuseum Nähe S-Bahnhof Heerstraße, ein absolutes Idyll im hektischen Treiben der Metropole.

Was gefällt Ihnen nicht an Berlin? 

Die Hektik und die teilweise sehr aggressive Art des "miteinander Nichtredens" und der derzeitig beunruhigende Kahlschlag bei den Kultureinrichtungen der Stadt durch die radikalen Einsparungen.

Welche Rolle möchten Sie unbedingt mal spielen? 

Die nächste Rolle, die kommt, ist immer die Spannendste.

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