Moore als Klimaschützer

Update
Lebensräume

Intakte Moore binden CO2 und leisten damit einen wertvollen Beitrag zum Klimaschutz. Viele Berliner Moore haben bereits unter Grundwasserabsenkung und Klimawandel gelitten und werden nun aufwändig renaturiert. Auch sind sie Lebensraum bedrohter Tier- und Pflanzenarten 

Dass Moore Menschen verschlucken, gehört ins Reich der Legenden. Auch haben sie längst nichts Unheimliches mehr trotz sagenumwobener Namen wie Teufelsmoor, Teufelsbruch, Teufelsfenn. Wie der Hund von Baskerville, der im Moor sein Unwesen trieb, rankten sich schon immer viele schaurige Geschichten um das Moor. Dabei ist Moor nicht gleich Moor, und nicht in jedem kann ein Mensch einsinken. Und wer weiß schon, dass sogar in großen Städten viele Moore existieren? In Berlins Außenbezirken gibt es 76 Moorgebiete. Erst in den letzten Jahren sind diese im Zuge der Debatte um den Klimawandel wieder verstärkt ins Blickfeld gerückt. „Moore gelten als kohlenstoffsenkend, sie speichern extrem viel Kohlendioxid“, erklärt Ulrike Kielhorn vom Naturschutzbund Berlin (NABU). Umso schlimmer sei es, wenn diese Biotope durch Klimaveränderung und Grundwasserabsenkung austrocknen, denn dann mineralisiert der feuchte Torfboden und gibt schädliches CO2 frei. Wissenschaftler der Humboldt-Universität haben die Berliner Moore unter dem Aspekt des Klimawandels untersucht und kartiert. Dabei unterscheiden sie zwischen verschiedenen Moortypen. Während etwa das Teufelssee-Moor im Grunewald als Kesselmoor ausgewiesen ist, handelt es sich beim Tegeler Fließ um ein Quellmoor und bei der Pelzlaake in Köpenick um ein Versumpfungsmoor. Das von der Europäischen Union geförderte Projekt soll dazu beitragen, Moore vor dem Austrocknen zu bewahren und sie wieder herzustellen. 

Für den Schutz der Moore engagiert sich auch die Stiftung Naturschutz Berlin. „Wir haben bisher drei Maßnahmen in Köpenick nahe Müggelheim abgeschlossen: die Kleine Pelzlaake im östlichen und im westlichen Moorarm der Krummen Laake. Derzeit setzen wir die vierte Maßnahme im südlichen Moorarm der Krummen Laake um“, erklärt Justus Meißner von der Stiftung. Zuerst musste dafür gesorgt werden, dass sich der Grundwasserspiegel stabilisiert und in diesem Bereich weniger Grundwasser entnommen wird. Das Gebiet liegt im Einzugsbereich der Brunnen des Wasserwerks Friedrichshagen. Die Renaturierung war erfolgreich. Dazu wurden auch Bäume gerodet, die sich von selbst angesiedelt hatten. Bäume versus Naturschutz klingt nicht auf Anhieb plausibel. Aber an dieser Stelle wie auch andernorts sind Rodungen eine wichtige Maßnahme. Justus Meißner von der Berliner Stiftung Naturschutz erklärt den Zusammenhang: „Die Verdunstung durch die Gehölze, die Durchwurzelung des Torfes und die Beschattung werden so verringert. Die Erfahrungen aus den bisherigen Projekten haben gezeigt, dass sich diese Gehölzbeseitigung positiv auf die Moorwasserstände auswirkt.

Baumstümpfe werden zur Moorsanierung mit Baggern aus dem Boden geholt

Die Erhöhung des Wasserstandes ist eine wesentliche Voraussetzung für den Renaturierungserfolg.“ Die Wiedervernässung von Feuchtgebieten ist der beste Klimaschutz. Neben der Bedeutung für die Speicherung von Kohlendioxid sind Moore aber auch wichtige Lebensräume bedrohter und auf diese Umgebung spezialisierter Tier- und Pflanzenarten. Angefangen vom Moorfrosch bis hin zu seltenen Libellenarten und Wasserkäfern sind viele Arten gefährdet. Pflanzen wie Wollgras, Sonnentau und Torfmoose kommen nur in Moorlandschaften vor. Das größte zusammenhängende Berliner Moor sind die Gosener Wiesen im Bezirk Köpenick mit mehr als 200 Hektar Fläche. Dabei handelt es sich um ein Auen-Überflutungsmoor am Ufer der Spree. Doch es gibt auch sehr kleine Moore wie im Berliner Grunewald. Nicht nur die Flächen variieren stark, auch in der Tiefe des Moorbodens existieren große Unterschiede zwischen den einzelnen Gebieten. Das haben Bohrungen bestätigt.

Das Teufelsseemoor in Köpenick wurde 2003 von Altlasten gereinigt

Rekordhalterin ist hier die Kleine Pelzlaake bei Müggelheim. Dort ist das Moor im Zentrum über zwölf Meter stark, so steht es im Berliner Umweltatlas. Manche Moore sind auf den ersten Blick als solche nicht zu erkennen. Gerade die Kleinmoore im Grunewald sind stark von Mischwald bewachsen. Ein streng geschütztes Moor dagegen ist das Teufelsfenn. Es findet sich unweit des Teufelssees und des angrenzenden Ökowerks. Naturschützer haben in den letzten Jahrzehnten alles getan, damit es nicht verlandet. Es gibt ausgehend vom See, der seinerseits über einen Tiefbrunnen mit Wasser versorgt wird, einen Bewässerungsgraben ins Moor. Außerdem wurden mehrfach wild gewachsene Bäume gerodet. Auf einem drei Kilometer langen Rundweg um den Teufelssee lässt sich das Moor erkunden.

Neben dem Klimawandel macht vor allem die Trinkwassergewinnung den Berliner Mooren zu schaffen. Wasser, das dem Uferfiltrat von Havel und Spree entnommen wird, kann sie nicht mehr versorgen. Die Berliner Wasserwerke haben ihre Verantwortung erkannt. In einem Pilotprojekt haben sie begonnen, den Barssee, der eigentlich ein Moor ist, künstlich zu beregnen. Für die Beregnung kann kein normales Berliner Wasser verwendet werden, denn Moore brauchen saures, möglichst mineralarmes Wasser. Eine Umkehrosmoseanlage soll Abhilfe schaffen. Sie entzieht dem Wasser die Mineralien und verändert den pH-Wert. Angestrebt wird die Qualität von Niederschlagswasser. Sensoren messen, wie erfolgreich die künstliche Beregnung ist, denn viele andere Moore brauchen auch dringend Wasser.

Karen Schröder

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