Moore machen nur 3 Prozent der Landflächen weltweit aus, aber sie binden doppelt so viel Kohlenstoff wie alle Wälder der Erde zusammen. Gerade in Europa werden Moore jedoch entwässert und landwirtschaftlich genutzt. Sie setzen dabei den gespeicherten Kohlenstoff in Form von CO² frei und tragen so erheblich zur Erderwärmung bei. Durch die Wiedervernässung der Flächen kann dieser Prozess gestoppt werden.
Eine neue Studie des Leibniz-Zentrums für Agrarlandschaftsforschung (ZALF), die in der Fachzeitschrift Ecosystem Health and Sustainability veröffentlicht wurde, analysiert den aktuellen Stand und zukünftige Möglichkeiten bei der Wiedervernässung von Moorlandschaften in Europa. Die Ergebnisse bestätigen den Trend, dass entwässerte Ackerflächen zunehmend in Grünland oder Feuchtgebiete umgewandelt werden, mit positiven Effekten für das Klima. Die Wirtschaftlichkeit dieser Landnutzungsformen bleibt jedoch eine Herausforderung
und sollte weiter gefördert werden. In einigen Ländern ändert sich die Landnutzung auf entwässerten Mooren bereits: weg vom Ackerbau, hin zu Feuchtgebiets- oder Grünlandnutzung. Dies liegt vor allem daran, dass sich zunehmend wirtschaftliche Optionen für die Nutzung dieser wiedervernässten Flächen ergeben. Die Flächen können als Weideland, beispielsweise für Wasserbüffel, oder zur Heugewinnung genutzt werden. Auch der Anbau von Pflanzen, die unter diesen feuchten Bedingungen gut gedeihen ist möglich. Zum Beispiel können nachhaltig nutzbare Rohstoffe wie Schilf oder Torfmoose gewonnen werden, die als Bau- oder Dämmstoffe sowie zur Energiegewinnung dienen. Darüber hinaus fördern die Flächen biologische Vielfalt, bieten Erholungsräume für die Bevölkerung und regulieren den Wasserhaushalt einer Region. Bislang sind diese Nutzungsmöglichkeiten jedoch wirtschaftlich wenig attraktiv. Das erschwert die Umwandlung der Flächen – insbesondere dort, wo bestehende Praktiken hohe Gewinne abwerfen. „Es ist wichtig, wirtschaftliche Anreize für die nachhaltige Umwandlung entwässerter Moore zu schaffen. Ohne die Unterstützung der Landwirtschaft und der Öffentlichkeit wird eine solche Umwandlung nur schwer zu erreichen sein“, sagt Dr. Cheng Chen, einer der leitenden Forscher der Studie. „Produkte aus Paludikultur etwa machen bisher nur einen sehr kleinen Anteil am Markt aus. Die Wertschöpfungsketten müssen deutlich ausgebaut werden. Dies erfordert Industriepartnerschaften für die Verarbeitung der Rohmaterialien und die Erweiterung des Verbraucherumfelds, um die Einführung und Nutzung des neuen Materials zu unterstützen,“ fügt er hinzu. Ein Mix aus ökonomischen Anreizen und angepassten Landnutzungsmodellen könnte den Übergang hin zu nachhaltigeren Praktiken unterstützen und gleichzeitig zur Reduzierung von Treibhausgasemissionen beitragen.