Vor mehr als 100 Jahren war es der Silver Ghost, der den Mythos Rolls Royce begründete und die Firma weltberühmt machte. Schwebte das damals „beste Automobil der Welt“ wie ein „Geist“ über die holprigen Straßen, läutet der Spectre nun die vollelektrische Zukunft der Marke ein. Warum als „Gespenst“, ist womöglich als Reminiszenz zu verstehen. Bereits der Markenmitgründer Charles Rolls hatte die utopische Vorstellung, damals als fast gespenstisch empfunden, von einem elektrisch angetriebenen Luxusauto, das leise, sauber und frei von Vibrationen sei. Mit dem Spectre scheint diese Zukunftsvision nun nach über 120 Jahren Realität geworden zu sein. Doch in erster Linie bleibe der Spectre ein echter Rolls Royce und erst in zweiter Linie ein Stromer, so verlautet es aus Firmenkreisen. Was sich dahinter verbirgt: ein extravagantes „Mischdesign“, angelehnt an Yachtdesign, Haute Couture und moderne Kunst, wie es heißt, wohnlich anmutende, raumgreifende Fahrzeugarchitektur, luxuriöses Interieur bis in den letzten Winkel, mit beleuchteten Oberflächen, LED-illuminiertem Sternenhimmel und sogenannten Starlight Doors, gute Aerodynamik, ein weiterentwickeltes Fahrwerk mit starkem E-Antrieb. Die zwei Elektromotoren vorn und hinten leisten zusammen 584 PS. Damit beschleunigt Spectre von 0 auf Tempo 100 in 4,5 Sekunden. Die Reichweite beträgt etwa 530 Kilometer. Ungefähr neun Minuten Ladezeit reichen für 100 Kilometer.
Seit jeher ist das schwebende Fahrgefühl in den Luxuskarossen von Rolls Royce legendär. Nicht zuletzt deshalb wurde die Firma zum Lieferanten für Könige und Staatsoberhäupter. Deshalb fand im neuen Spectre wiederum das Fahrwerk besondere Beachtung. Speziell für den neuen Spectre verändert, ermöglicht es, dass auf geraden Strecken jedes Rad unabhängig agieren kann. Das verhindert jegliche Schaukelbewegungen. In Kurven dagegen wird die Allradlenkung aktiviert und Sensoren überwachen verschiedene Lenk-, Brems-, Leistungs- und Federungsparameter. Überarbeitet wurde auch die berühmte Kühlerfigur „Spirit of Ecstasy“. Mit ihrer jetzt niedrigeren Haltung und ihrem aerodynamischeren Profil, trägt sie angeblich mit zum geringen Luftwiderstand des ersten elektrisch angetriebenen Rolls Royce bei.
Die „Neue Klasse“
BMW will sich neu erfinden und zeigte das eindrucksvoll auf der Automobil-Ausstellung in München. Dort war das Visionsfahrzeug zu sehen, das grundsätzlich stellvertretend für die kommenden Modelle, für die nächste Generation von Fahrzeugen der Marke steht. Neues Design und eine neue Technologie-Plattform werden spätestens ab 2025 charakteristisch für die sogenannte Neue Klasse sein. Gleichzeitig ist damit die Orientierung hin zur E-Mobilität verbunden. Denn bereits ab 2024 soll jeder dritte BMW ein elektrischer sein, bis 2030 jeder zweite. Die neue Fahrzeuggeneration wird über eine Softwarearchitektur verfügen, die sämtliche Fahrzeugdaten, einschließlich der BMW-Cloud, zusammenführt. Analoge Bedienelemente sind dabei auf ein Minimum reduziert. Vielmehr verschmelzen Fahrerlebnis und virtuelle Welten miteinander, Fahrerinnen und Fahrer können beispielsweise die auf dem Central Display dargestellten Inhalte mit einer einfachen Geste verschieben. Auch in puncto Karosseriestruktur geht BMW neue Wege: verstärkter Einsatz von Sekundärrohstoffen und ressourcenschonende Produktion sollen mithelfen, den CO2-Fußabdruck der neuen Fahrzeuge über deren gesamten Lebenszyklus zu reduzieren. Die sogenannte eDrive-Technologie der „Neuen Klasse“ beinhaltet außerdem effizientere Elektromotoren und neue Batterien, mit denen eine höhere Energiedichte erreicht wird. Mit Umstellung auf die 800-Volt-Technik erhöhen sich zudem Ladegeschwindigkeit und Reichweite. Erstes Modell auf Basis der „Neuen Klasse“ wird wohl 2025 der BMW i3 sein, also ein vollelektrischer 3er der nächsten Generation.
Autarker Öko-Camper
Weil die Ansprüche an Komfort und Ausstattung steigen, werden Wohnmobile immer schwerer. Natürlich auch die Wohnwagen. Für Camperinnen und Camper mit E-Autos kann das mitunter zum Problem werden, denn die Reichweite der Stromer verringert sich mit steigender Anhängerlast, unter Umständen bis zu 70 Prozent. Deshalb müssen elektroaffine Camper meist mit kleineren Wohnwagen Vorlieb nehmen. Es geht allerdings auch anders, wie zwei ehemalige Tesla-Mitarbeiter beweisen. Mit ihrem Lightship L1 wollen sie im nächsten Jahr einen Wohnwagen auf den Markt bringen, der mit einem eigenen Elektroantrieb ausgerüstet ist und so die Reichweite des Zugfahrzeugs in keiner Weise beeinflusst. Es soll sogar möglich sein, dass der Lightship L1 den Akku des Zugfahrzeugs wieder aufläd. Das allein wäre schon eine kleine Sensation, funktionieren auch Licht, Herd, Kühlschrank und Heizung ausschließlich mit eigenem Strom. Der kommt allerdings aus der 3-kW-Solaranlage auf Dach und Markise. Die Küche ist abgetrennt von Wohnraum und Bad. So soll es möglich sein, mit dem Lightship L1 eine Woche lang völlig autark campen zu können. Zudem sind nachhaltige und recycelte Materialien verbaut, bei minimalistisch gehaltenem Interieur. Außergewöhnlich und futuristisch mutet das Design des Lightship L1 an, ein Alleinstellungsmerkmal, das ihn auch optisch von den gängigen Einheitsformen unterscheidet. Den Preis geben die Entwickler mit rund 115 Tausend Euro an. Ob und wann der Lightship L1 in Deutschland bestellbar sein wird, ist noch nicht bekannt.
Konkurrent BYD
Die neuen „Seal“-Modelle des chinesischen Herstellers BYD beeindrucken mit Komponenten neuster Technologie, sodass sie laut Hersteller ein „noch nie dagewesenes Maß an Sicherheit, Torsionssteifigkeit, Fahrdynamik und Intelligenz“ garantieren. Dieses Versprechen von BYD scheint angesichts der vollelektrischen Sportlimousine auf neuer Basis-Plattform, „Blade Battery“ und dem 8-in-1-Antriebsstrang keineswegs aus der Luft gegriffen zu sein. Die sogenannte e-Platform 3.0 ermöglicht dank 800-Volt-Technik schnelles Laden, die neue Batterie ist tragendes Bauteil und verbessert so Crashsicherheit und Torsionssteifigkeit entscheidend und im Antriebsstrang sind acht Schlüsselkomponenten, darunter Steuergerät, Batteriemanagement- und Motorsteuersystem, Stromverteilereinheit, Gleichspannungswandler, On-Board-Ladegerät, Antriebsmotor und Getriebe, integriert. Derartige Innovationen machen die Seal-Modelle unvermittelt zu echten Konkurrenten beispielsweise für Tesla Model 3. Das dynamisch-fließende, elegante Außendesign vom ehemaligen Audi-Chefdesigners Wolfgang Egger tut sein Übriges. Die Mittelklasse-Limousine wird in zwei Versionen angeboten. Beide haben eine Höchstgeschwindigkeit von 180 Kilometer pro Stunde. Sprints von null auf Tempo 100 sind zumindest mit der 531-PS-Version in 3,8 möglich. Dank der Cell-to-Body-Technologie soll die Limousine bis über 500 Kilometer weit kommen. Den Kofferraums gibt BYD mit 400 Litern an. Wer mehr Wert auf praktischen Nutzen legt, kann im nächsten Jahr auf das SUV Seal U hoffen, das auf der IAA in München seine Europapremiere feierte, und das mit einem Kofferraumvolumen bis zu 1440 Litern aufwartet. Die Auslieferung der Seal-Limousinen soll in Deutschland noch im vierten Quartal 2023 beginnen.