„Lesen ist schön“, sagt Christian Dunker, der in der Autorenbuchhandlung für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig ist, „bei uns macht es aber besonders viel Spaß. Die Welten, in die uns Bücher eintauchen lassen, wollen wir möglichst vielen Menschen nahebringen.“ Eine norwegische Reisegruppe betritt das Geschäft und ist erstaunt, dass einer ihrer neuen Helden bereits übersetzt auf dem Tisch liegt. Ob es persönliche Buchvorschläge für Kundschaft, der magische Griff ins Regal oder die legendären Buchlesungen am Abend sind, im Laden ist immer Bewegung.
Als Diane von Fürstenberg an den Savignyplatz zur Deutschlandpremiere kam und aus ihrer Autobiografie „Die Frau, die ich sein wollte“ las, trugen auffällig viele Frauen im Publikum das berühmte Wickelkleid der Modeschöpferin und Autorin. T. C. Boyle sprach mit seinem Freund, dem Verleger, Autor und Übersetzer Michael Krüger über seinen Roman „Hart auf hart“. Katja Riemann las mit Philippe Sands aus „East West Street“, Etgar Keret präsentierte „Mein Leben als Vater und Sohn“. Wie es den Inhabern Joachim Fürst und Marc Iven immer wieder gelingt, Autoren und Künstler aus aller Welt nach Berlin zu holen, um in ihrem Laden zu lesen oder den Abend zu begleiten, bleibt ihr Geheimnis. 2015 wurde die Autorenbuchhandlung als „Bahnhofsshop des Jahres“ in der Region Ost geehrt und bekam außerdem den „Deutschen Buchhandlungspreis“ von Kultur-Staatsministerin Monika Grütters überreicht. Das hauseigene Magazin „Geistesblüten“ ist ebenfalls mit einem Award preisgekrönt. Allein 18 000 Titel stehen in den Regalen des gerade rundum sanierten Geschäfts, eine weiteres Spektrum an Literatur wird im Onlineshop angeboten.
Bei 70 000 Neuerscheinungen jedes Jahr auf dem deutschen Buchmarkt ist die Suche nach interessanten Werken umso schwieriger. „Ein guter Autor wirft sich kopfüber in ein Thema und wiederholt sich nicht. Er nimmt uns mit, als wäre man dabei gewesen. Der Leser wird überrascht, kann die Charaktere atmen hören und seine Sprache ist so, dass sie wahrhaftig die Geschichte spiegelt. So, dass man selbst Verstummte hören kann“, sagt Christian Dunker. In diesem Sinne empfiehlt er folgende drei Bücher:
„Was ich sonst noch verpasst habe“ von Lucia Berlin Lucia Berlins Erzählungen sind ehrlich, distanzlos, ruppig ironisch mit stark autobiografischen Zügen. Antje Rávic Strubel hat die Geschichten der dreimal verheirateten Überlebenskünstlerin so gekonnt übersetzt, dass man Lucia deutlich vor Augen hat –mit ihren vier Söhnen, den ständigen Ortswechseln, dem Scheitern und Wiederaufstehen. Eine Entdeckung. (Arche Verlag)
„Was ich euch nicht erzählte“ von Celeste Ng In ihrem Familienroman erzählt Celeste Ng von einem Elternpaar mit drei Kindern, die sich in einer Kleinstadt ein Leben eingerichtet haben. Der Vater, ein Kind chinesischer Einwanderer, ist Professor für Amerikanische Geschichte. Er würde gern zur Gesellschaft gehören, in der Menge unsichtbar werden. Seine Frau gab ihre Studienpläne für die Familie auf. Die Kinder funktionieren. Wie es in ihnen aussieht, erzählen sie sich nicht. Ein Buch, das man nicht mehr aus der Hand legen kann. (dtv)
„Abwesenheitsnotiz“ von Lisa Owens Die Antiheldin Claire Flannery bringt es auf den Punkt: „Das innere Monster zu verbergen ist an sich schon ein Vollzeitjob.“ Sie ist Ende zwanzig, lebt in London. Ihr Freund Luke arbeitet viel und möchte seine Arztkarriere nach vorn bringen. Sie hingegen hat ihren Job gerade gekündigt, weil er nicht zu ihr gepasst hat. Ihr Selbstfindungstrip ist gepflastert mit Abwesenheitsnotizen von Beobachtungen und Erkenntnissen wie „Kennen Sie das? Vier neue Emails und keine persönlich.“ Und für den Fall, dass ihr ein risikofreudiger Millionär über den Weg laufen sollte, befindet sich auf ihrem Handy eine Liste mit Geschäftsideen. Lisa Owens Debüt – ein kleines Vergnügen. (Piper)