Das kulturelle Engagement der Gasag reicht von Theatern über die Gedenktafeln bis zur Kunstförderung. Besonders intensiv kümmert sich das Energieunternehmen um die Bildende Kunst. Wie kommt das?
Die Gasag unterstützt schon seit 1997 junge bildende Künstler mit Preisen und Aufträgen. Mit dem Gasag-Kunstpreis wird alle zwei Jahre eine Nachwuchskünstlerin oder ein Nachwuchskünstler mit Berlinbezug ausgezeichnet. Somit hat die Bildende Kunst schon lange Tradition in unserem Haus.
Warum liegen der Gasag Kulturförderung und Bildende Kunst am Herzen?
Wir sind seit mehr als 170 Jahren ein Teil von Berlin, die Stadt liegt uns am Herzen und mit ihr auch die Kunst. Die Gasag steht nicht nur für die Energieversorgung von morgen, sondern hat auch die nachhaltige Entwicklung der Gesellschaft im Blick. Die internationale Aufmerksamkeit für die Bildende Kunst in Berlin und ihre hohe Wertschätzung sind ja unumstritten.
Ihr Unternehmen vergibt auch einen Kunstpreis. Was ist die Idee dabei?
In den Anfangsjahren wurde der Gasag-Kunstpreis an 12 Meisterschüler der damaligen HdK Berlin verliehen. Mit der Kunstfabrik am Flutgraben e. V. wurde dieser Preis zu einem Gesamtberliner Nachwuchsförderpreis im Bereich Bildende Kunst weiterentwickelt und hat sich dann in der Berliner Kunst- und Kulturlandschaft etabliert.
Welche Rolle spielt die Zusammenarbeit mit der Berlinischen Galerie?
In der Kooperation mit der Berlinischen Galerie geben wir bei der Auswahl thematische Kriterien vor, die sich auf der Schnittstelle von Kunst und Wissenschaft bewegen. Wissenschaftliche Methoden und Erkenntnisprozesse zu hinterfragen und in künstlerische Ausdrucksformen umzusetzen, um Denkanstöße zu geben, ist ein Aspekt, der mit diesem Ansatz verfolgt werden soll. Es entsteht so eine Art Labor, in dem die künstlerische und wissenschaftliche Kreativität gefördert wird. Diese Zusammenarbeit mit Kunstexperten hat dazu geführt, dem Gasag-Kunstpreis ein höheres Renommee und eine größere Aufmerksamkeit zu verschaffen.
Für den Gasag-Kunstpreis 2020 im Rahmen der diesjährigen Berlin Art Week wurden acht Künstler nominiert. Gewonnen hat ihn der Schweizer Grafiker Marc Bauer. Warum wurde er ausgewählt?
Die unabhängige Jury begründet, dass in Marc Bauers Arbeiten geschichtliche Ereignisse und Erinnerungen zentrale Themen sind, denen er durch die alte künstlerische Technik des Zeichnens auf den Grund geht. Dabei macht er sich moderne Medien wie Fotografie und Film zunutze. Er hebt Tragödien der Vergangenheit an die Oberfläche und bringt sie mit der Gegenwart in Verbindung. Er befasst sich mit aktuellen gesellschaftlichen Themen, Kritik der neuen Medien oder der Verbindung von Religion und Gewalt.
Die Berlin Art Week im September ist ein Höhepunkt für zeitgenössische Kunst in Berlin und zieht viele Touristen an. Die Gasag hat im vergangenen Jahr ihre Zusage als Hauptsponsor bis zum Jahr 2021 gegeben. Wie sehen Sie die Entwicklung von Berlin als Kunststandort?
Wir sind sehr stolz, diese Veranstaltung mit internationaler Strahlkraft zu fördern. Sie ist für viele Akteure der weltweiten Kunstszene ein Anziehungspunkt und trägt dazu bei, dass in Berlin tätige Künstler durch diese Plattform auch über die Landesgrenzen hinaus stärker wahrgenommen werden. Als Hauptsponsor der Berlin Art Week leisten wir einen Beitrag, die Zukunft des Kunststandortes Berlin zu stärken.
Erhofft die Gasag sich damit mehr Sichtbarkeit als Kultursponsor?
Die Berlin Art Week ist eine hervorragende Ergänzung zu unseren übrigen Engagements. Sie passt als kultureller Berliner Leuchtturm gut zu unserem Unternehmen und ist darüber hinaus eine großartige Plattform, um dem Gasag-Kunstpreisträger eine große Öffentlichkeit und Sichtbarkeit zu geben.
Weniger bekannt ist der Gasag-Kunstraum, ein eigenes Ausstellungsformat, das Sie an Ihrem Firmenstandort in Mitte betreiben. Was genau wird dort gezeigt?
Den Gasag-Kunstraum haben wir 2014 eröffnet. Wir zeigen jährlich in drei wechselnden Ausstellungen Arbeiten von Künstlerinnen und Künstlern, die im weitesten Sinne das urbane Leben thematisieren und so auch die Vielfalt und Geschwindigkeit Berlins reflektieren und darstellen. Dabei gibt es, was die Kunstgattungen und Techniken angeht, keine Grenzen. Diese thematische Zuspitzung bei gleichzeitiger breiter Offenheit für die künstlerische Umsetzung macht wirklich Spaß. Und das gilt nicht nur uns: Wir freuen uns über das rege Interesse von neugierigen Berlinerinnen und Berlinern, Kunden, Geschäftspartnern und Besuchern dieser Stadt. Auch unsere Mitarbeiter sind begeisterte Besucher.
Seit Jahresbeginn zeigen Sie Arbeiten des Fotokünstlers Thomas Nitz im Gasag-Kunstraum. Wer ist der Künstler und was erwartet den Besucher?
Nitz ist Meisterschüler an der UdK Berlin und arbeitet als freier Fotograf. Seine Aufnahmen haben etwas fast Malerisches. Auf den ersten Blick ist nicht zu erkennen, dass es sich um Fotografien handelt. Sie erinnern an abstrakte Schwarz-Weiß-Zeichnungen. Er selbst bezeichnet seine Arbeitsweise als experimentelle analoge Fotografie mit einer speziellen Technik der Verfremdung.
Es sind hauptsächlich Berlin-Motive mit Schwerpunkt Architektur. Ich finde seine Bilder atmosphärisch sehr interessant und möchte jedem, der sich für die Stadt und Fotografie interessiert, empfehlen, einmal bei uns im Haus vorbeizuschauen.
Danke für das Gespräch.