Zu Bendzko Immobilien fällt manchem, der schon länger in der Stadt lebt, die auffällige Werbung ein, die in den 80er- und 90er- Jahren an den Häuserwänden im öffentlichen Verkehrsraum prangte. Und natürlich die Legende, dass es der Unternehmensgründer Willi Bendzko war, der den Berlinern den Kauf einer eigenen Wohnung schmackhaft machte. Mittlerweile ist Bendzko Immobilien bereits in dritter Generation in Familienbesitz. Der heutige Geschäftsführer Olav Bendzko und sein Sohn Constantin Bendzko, zuständig für Vertrieb und Projektentwicklung, geben Auskunft
„Mein Vater war eigentlich Elektroingenieur bei Siemens und hat, gemeinsam mit meiner Mutter, zunächst nebenberuflich die Vermittlung möblierter Zimmer betrieben. Daraus wurde dann aber bald ein richtiges Unternehmen mit eigenen Mitarbeitern und einer bis dahin in Deutschland weitgehend unbekannten Immobilienform: der Eigentumswohnung“, blickt Olav Bendzko zurück. Zunächst waren die Berliner skeptisch, die Stadt war schon immer ein Mietermarkt, und es leuchtete manchem nicht ein, warum man eine Wohnung kaufen sollte. Aber mit guten Argumenten und dem Slogan „Grundbuch statt Sparbuch“ überzeugte Willi Bendzko viele davon, dass Eigentum gleichbedeutend mit Freiheit und gewinnbringender Investition ist. Der Erfolg gab ihm Recht: „Man kann sagen, dass beim Immobilieneigentum, ob zur Eigennutzung oder als vermietetes Anlageobjekt, im Durchschnitt alle zehn Jahre eine Wertverdopplung stattfindet“, weiß Olav Bendzko. Anfangs ist das Unternehmen als Makler für Grundstücke, Mehrfamilienhäuser und Wohnungen tätig, und das nicht nur in Berlin, sondern auch in Hamburg, Düsseldorf, Leipzig, Dresden, Erfurt und Potsdam. Auch mit der Devise „Kaufen statt Mieten“ werden immer mehr Menschen Wohnungseigentümer. In den ersten 40 Jahren vermittelt das Unternehmen rund 30 000 Eigentumswohnungen. Damit ist Bendzko einer der erfolgreichsten Makler Deutschlands.
1974 erwirbt Bendzko Immobilien das erste Haus in der Charlottenburger Goethestraße, schafft dort Eigentumswohnungen und verkauft sie schnell. Im Laufe der Jahrzehnte wurden einige der Bendzko-Wohnungen sogar bereits mehrfach verkauft. „Es freut uns besonders, wenn wir, etwa von Erben, die Positives mit unserem Unternehmen verbinden, für den Wiederverkauf beauftragt werden.“
In besonders guter Erinnerung ist Olav Bendzko die Umwandlung des inzwischen unter Denkmalschutz stehenden Corbusierhauses im Berliner Ortsteil Westend geblieben: „Hier ist natürlich die fabelhafte Architektur das Besondere gewesen. Heute leben in dem Haus rund 40 Architekten und viele Architekturbegeisterte, die als engagierte Eigentümergemeinschaft dafür sorgen, dass die besondere Architektur und der Wert des Hauses erhalten bleiben.“ Die Umwandlung von Bestandswohnungen in Eigentumswohnungen ist das überzeugende Erfolgsmodell des Unternehmens – seit 1974 wurden 22 000 Wohnungen umgewandelt.
Anfang der 1990er- Jahre war Bendzko im Zuge der Wiedervereinigungsaktivitäten bereits Vertriebspartner für Bauträger. Heutzutage muss den Anforderungen der Zeit entsprochen werden: Viele Objekte der Nachkriegszeit sind sanierungsbedürftig, nicht nur in den Wohneinheiten, sondern auch bei Dächern, Fassaden und Treppenhäusern. Die nötige Projektentwicklung führt das Unternehmen mit einem breiten Partnernetzwerk von Handwerkern durch. Constantin Bendzko erläutert: „Die Sanierung eines Mehrfamilienhauses ist mittlerweile genauso teuer wie der Hauskauf. Wir sind Berliner, die Stadt liegt uns am Herzen und wir wollen zum Erhalt der Häuser und der Entwicklung des Stadtbildes einen Beitrag leisten. Aus unserer Sicht sind gelungene Entwicklungsprojekte die Kulmer Straße 27 in Schöneberg oder die Bartningallee 5 im Tiergarten.“
Konstantin Bendzko betreut vornehmlich Bestandsimmobilien. Zuletzt wurde für ein Mehrfamilienhaus eine Dachaufstockung konzipiert: „Gerade durch das Nachverdichtungspotenzial in Berlin kann in den nächsten Jahren neuer Wohnraum geschaffen werden. In Schöneberg haben wir zuletzt eine komplette Etage in nachhaltiger Holzbauweise aufgestockt.“
Zu Regulierungen auf dem Immobilienmarkt hat Olav Bendzko eine klare Meinung: „Eingriffe in das Geschehen, wie etwa der Versuch, in Berlin einen Mietendeckel zu etablieren, führen oft zu Unsicherheit und schließlich zum Einbruch des Mietwohnungsmarktes. Ich sehe auch das Umwandlungsverbot skeptisch. Um Mietwohnungen zu Eigentumswohnungen zu machen, ist nun eine Sondergenehmigung erforderlich, die häufig verwehrt wird. Aber tatsächlich ist für die meisten Mieter ja der Kauf der eigenen Wohnung die beste Chance auf eine bezahlbare Eigentumswohnung. Stattdessen gibt es de facto eine Verknappung und Verhinderung von Eigentumsbildung. Dazu kommt, dass angesichts steigender Baukosten und -zinsen vielen der Erwerb von Wohnungseigentum unerschwinglich erscheint. Dabei ist wohnen in Deutschland ein Grundrecht, ein existenzielles Gut und Teil der Daseinsvorsorge. In Berlin wird die Bildung von Wohnungseigentum durch die Verfassung unterstützt. Hier liegt doch ein elementares Problem.“
Olav Bendzko hat Lösungsvorschläge: „Der viel zitierte politische Wille ist gefragt. Man sollte attraktive Produkte und Anreize zum Bauen kreieren. Platz gibt es ja noch genug in der Stadt. Nach der Wende gab es eine Lösung, als – genau wie heute – dringend neuer Wohnraum benötigt wurde, ging es ja auch, mit den Sonderabschreibungen nach dem Fördergebietsgesetz wurde viel privates Kapital in den Wohnungsbau investiert. Wenn die politisch Verantwortlichen ihre Aufgabe ernst nehmen und Phantasie und guten Willen walten lassen, ist hier viel zu erreichen.“