Die Gasag AG, einer der größten regionalen Energieversorger mit 176-jähriger Geschichte, engagiert sich für eine Zukunft frei von fossilen Brennstoffen. Das Unternehmen versteht sich als Treiber der regionalen Energiewende und setzt damit ein klares Zeichen, auch Mitbewerbern gegenüber. Matthias Trunk, Vorstandsmitglied und Diversity-Botschafter des Unternehmens äußert sich im Interview über Maßnahmen zum Schutz des Klimas sowie umweltfreundliche Energieversorgung.
Deutschland ist auf dem Weg zur Klimaneutralität. Der Energiedienstleister Gasag will dieses Ziel bis 2040 erreichen. Können Sie die einzelnen Schritte bis dahin skizzieren?
Die Transformation muss geschafft werden, ohne allzu viel Verlust liebgewonnener Gewohnheiten und Bequemlichkeiten im Alltag. Nach dem Aus für das günstige Gas aus Russland zeigen viele unserer Großkunden deutliche Offenheit gegenüber grünen Energielösungen. Dieser Trend ist auch im Privatkundenbereich zu beobachten. Wir haben uns dem Ziel Klimaneutralität verpflichtet, das wir noch vor der gesetzlichen Frist 2045 erreichen werden. In vier Fünfjahres-Schritten wollen wir bis 2040 hundertprozentig klimaneutral sein: Bis 2025 werden alle Emissionen aus internen Prozessen auf Null reduziert oder, wo es nicht anders möglich ist, kompensiert. Bis 2030 werden Neuprojekte im Großkundenbereich zu 66 Prozent klimaneutral sein, Gasprodukte für Privat- und Gewerbekunden zu 50 Prozent. Bis 2035 wird das noch bestehende Gasnetz auf grünen Wasserstoff umgewidmet. Auf diese Technologie setzen wir voll und ganz, auch für kleinere Quartiere. 2040 ist die Gasag-Gruppe dann klimaneutral.
Den rund 1 700 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der GASAG-Gruppe stehen bis 2040 noch sechs Millionen Arbeitstage zur Verfügung – die werden wir alle optimal nutzen!
Angestrebt ist generell, dass wir in Deutschland immer stärker auf erneuerbare Energien setzen, also auf Ökostrom aus Wind, Sonne und Wasserkraft. Wie funktioniert die Nutzung dieser Energien bei der Gasag?
Wir kommen ja vom Erdgas und wollen in die Photovoltaik, das heißt die Sonnenenergie, und die Geothermie, also die Erdwärmenutzung. Wir produzieren für unsere Quartiere grünen Strom und Wärme mittels Photovoltaik-Anlagen mit Batteriespeicher und Wärmepumpen. Und wir haben auch stark in die Geothermie investiert. Klimaneutralität bedeutet ja, dass schädliche Treibhausgase idealerweise komplett vermieden und bereits ausgestoßene Gase an anderer Stelle wieder gebunden werden. Bei der Abwärmenutzung hat die Gasag bereits eine Erfolgsgeschichte vorzuweisen.
Die Gasag Solution Plus nutzt Abwärme aus einem Rechenzentrum für das Heizen der Zukunft – im Gewerbegebiet Marienpark in Berlin. Später wollen wir mit der aufbereiteten Wärme auch ein angrenzendes Wohngebiet über ein Nahwärmenetz versorgen. In Rechenzentren werden rund 95 Prozent der Energie für die Kühlung der Rechner benötigt. Die muss nicht ungenutzt in die Umwelt entlassen werden. Wir wandeln diese warme Luft mit Hilfe hochmoderner Wärmepumpen in effektive Nutzwärme für Flächenheizungen. Und im Sommer können dieselben Wärmepumpen zusätzlich Kälteenergie zur Verfügung stellen.
Wie genau funktioniert das mit der Geothermie?
Bei der Geothermie entzieht man dem Boden Wärme und gibt diese dann an ein Haus ab. Wenn man, wie wir, etwa 100 Meter tief in die Erde bohrt, gibt es bereits ein Temperaturgefälle von fünf Grad. Dann wird Wasser runterschickt, erwärmt und zur Nutzung im Haus wieder hochgepumpt. So kann auch mitten in der Stadt aus erneuerbaren Energien Wärme zur Verfügung gestellt werden. In einem unserer Großprojekte, dem Zillecampus in Berlin-Charlottenburg, nutzen wir diese Technologie des Zusammenspiels von Erde und Sonne bereits sehr erfolgreich.
Wo produziert die Gasag-Gruppe denn Solarstrom?
Unser Photovoltaik-Schwerpunkt ist die Lausitz. Einige zehntausend Kunden nutzen bereits den dort produzierten Ökostrom, der im Solarpark Laubsdorf 1 in Neuhausen/Spree erzeugt und vor Ort ins Stromnetz, auch Richtung Berlin eingespeist wird. Wir haben das Produkt Spreestrom genannt, weil die Spree den Produktionsort und den Absatzmarkt verbindet.
Die beste Energie ist wohl dennoch die, die gar nicht erst verbraucht wird. Das Thema Energiesparen ist nach wie vor aktuell. Können Sie hier hilfreiche Hinweise geben?
Da gibt es in der Tat sehr Vieles, was der Einzelne tun kann: die Raumtemperatur leicht reduzieren und die Heizkörper reinigen, die Außenbeleuchtung anpassen, Laptops und Bildschirme abends abstellen, energieeffiziente Haushaltsgeräte benutzen und noch manches mehr. Die Ersparnisse dieser Bemühungen bilden sich dann ja auch auf den Rechnungen ab.
Wie kann man sich konkret die Maßnahmen zu der Wärmewende in Berlin vorstellen und wo gibt es Informationen zu individuellen Heizungslösungen?
Das Gebäudeenergiegesetz ist ein zentraler Baustein der deutschen Wärmewende. Wir können bei der Energieversorgung wirklich von einer Zeitenwende sprechen: zum einen wollen wir CO2 vermeiden, zum anderen unabhängiger werden von Energieimporten. Der möglichst sparsame Einsatz von Energie in Gebäuden und die Nutzung klimafreundlicher Rohstoffe haben bei uns oberste Priorität. Dahingehend beraten wir mit unseren Energielösungen auch für Einfamilienhäuser. Die Umstellung des Energiesystems braucht natürlich Zeit. Bis 2026 wird in Berlin eine Wärmeplanung vorliegen.
Einige der Gasag-Großkunden sind ja bereits zu 100 Prozent klimaneutral. Wie ist das gelungen?
Es ist tatsächlich so, dass einigen unserer Großkunden umweltschonende Energie besonders am Herzen liegt. Und sie gehen dabei mit uns vertrauensvolle, jahrelange Partnerschaften mit der auf grüne Wärme-, Kälte- und Energieversorgung spezialisierten Gasag Solution Plus ein. Der schon erwähnte Zillecampus in Charlottenburg ist ein außergewöhnlicher, zukunftsweisender Bürokomplex aus Bestands- und Neubauten. Geheizt und gekühlt wird hier komplett klimaneutral. Ein weiteres gelungenes Beispiel für Klimaneutralität ist das Generationenhaus Holländergarten in Berlin-Reinickendorf. Hier hat die Gasag Solution plus eine Wärmelösung aus 100 Prozent Erneuerbaren Energien entwickelt, die CO2-neutrales Wohnen ermöglicht. Mittels Wärmepumpen und PVT, Photovoltaik-Thermie, werden über ein Dachmodul sowohl Strom als auch Wärme produziert – eine sehr effektive Methode.
Ist die Energiewende rechtzeitig zu schaffen? Wie schätzen Sie das ein?
Ich bin zuversichtlich, dass wir das gesteckte Ziel erreichen. Wir setzen uns jedenfalls mit Kenntnis und Kraft dafür ein. Ich habe mal ausgerechnet, dass den rund 1 700 Mitarbeitenden der Gasag-Gruppe bis 2040 noch sechs Millionen Arbeitstage zur Verfügung stehen – die werden wir alle optimal nutzen!
Danke für das Gespräch.