Hypes gehören zur Berliner Gastroszene wie Ketchup zur Currywurst. Das normale Publikum wartet ab. Lokale, die den Übergang vom Anfangsrummel in den Alltagsbetrieb überstehen, können interessant sein. Richtig spannend werden sie, wenn sie den Schritt zum Stammlokal schaffen. Ein solches Lokal ist das Toca Rouge am entlegenen Ende der Torstraße. Als es 2006 eröffnet wurde, hielt die Szene den Atem an: Wie verwegen, in einem komplett lackschwarz gestrichenen, nur spärlich beleuchteten Lokal eng an den nächsten Gast gequetscht moderne chinesische Küche zu ordern, deren Gerichte Namen wie „Deep Throat Avocado“ oder „Bailing’s Lips“ tragen. Längst kann man hier wieder normal atmen. Doch noch immer ist der Service so flink und freundlich wie am Anfang und sind vor allem die Speisen so überzeugend wie je. Etwa die ungeschlagene Vorspeise „Stop Making Sense“, für die sich Stücke von feinem Hähnchenfilet auf bitterzarten Radicchio stapeln, besprenkelt mit einer fantastisch gewürzten Mischung aus Frühlingszwiebeln und Ingwer. Die Hipster fotografieren längst woanders ihr Essen. Doch das Toca Rouge ist zum Mitte-Klassiker geworden. Danken wir also den Szenetouristen, wenn sie uns mal wieder irgendwo den Weg versperren: Es hat auch Vorteile, in einer Stadt zu leben, wo Hypes nicht nur kreative Strohfeuer hervorbringen, sondern immer wieder auch anhaltende Qualität.
Tel. 030/84 71 21 42 http://tocarouge.de/
Geöffnet Mo – Sa ab 17:30 Uhr, So geschlossen
Speisen ab 5,50 Euro